Sprahflasche im Aquarell – Malen wie ein Revoluzzer

Aquarell mit Sprühflasche – Segen und Chaos mit einem Pumpstoß

Entdecke kreative Techniken im Aquarell mit Sprühflasche: Farbe auflösen, Strukturen erzeugen und Hintergründe lebendig gestalten.

Wir alle kennen das Aquarell mit Sprühflasche zum Anfeuchten.

Dies ist sehr hilfreich, denn dadurch, dass die Farbe feucht bleibt, hat man mehr Zeit, sie zu bearbeiten, ohne dass harte Kanten oder Farbflecken entstehen.

Jeder, der das schon einmal versucht hat, stellt jedoch fest:

Das ist gar nicht so einfach.

Kommt man dem Aquarell mit Sprühflasche zu nahe, zerstört die Wasserzufuhr das Aquarell.

Es entsteht Chaos: Wasserflecken und Einschlagstellen in der Farbe, ausgewaschene Stellen, Wasserläufe und Ausbrüche quer ins Motiv.

Das Aquarell mit Sprühflasche hat mindestens genauso viele Bilder ruiniert wie verbessert.

Und so mancher Maler hat nach dem Fluchen bemerkt:

Genau das ist die große kreative Fähigkeit des Aquarells mit Sprühflasche.

Manchmal reicht ein Pinsel einfach nicht. Da steht man vor dem Blatt, die Farbe verläuft brav und wie geplant – vielleicht sogar zu brav – und man sehnt sich nach einem kleinen Funken Chaos.

Dieser kleine Funke Chaos ist es, der Aquarelle visuell interessant macht.

Natürlichere, lebendigere Bilder lösen mehr Emotionen bei Menschen aus.

Genau hier kommt das Aquarell mit Sprühflasche ins Spiel.

Es ist das Werkzeug für alle, die im Aquarell nicht nur malen, sondern auch gestalten, verändern und überraschen wollen.

Das Aquarell mit Sprühflasche ist mehr als nur ein Hilfsmittel, um Farbe anzufeuchten.

Es kann wie ein Radiergummi für Aquarell wirken, Strukturen wie kleine Sprenkel aus dem Nichts zaubern oder einen langweiligen Hintergrund wieder zum Leben erwecken. Kurz gesagt: Es ist das Werkzeug für mutige Eingriffe.

Und Mut braucht man dabei – denn der eigentliche Trick beim Aquarell mit Sprühflasche ist, dass man die Kontrolle bei diesem Eingriff abgibt und darauf vertraut, dass die Pigmente etwas Interessantes erzeugen.

Wofür man das Aquarell mit Sprühflasche benutzt


In der modernen Aquarellmalerei ist das Aquarell mit Sprühflasche ein Alleskönner:

Tine Klein, Aquarell Rheinfelden Ch, zum Tutorial: Entdecke kreative Techniken im Aquarell mit Sprühflasche: Farbe auflösen, Strukturen erzeugen und Hintergründe lebendig gestalten.

  • Ausputzen von Farbe: Du hast zu viel Farbe aufgetragen oder willst eine Stelle aufhellen? Ein gezielter Sprühstoß im Aquarell mit Sprühflasche löst die Pigmente an, sodass du sie mit einem sauberen Tuch oder Pinsel abnehmen kannst. Rechts im dunklen Grün kannst du es sehen – dort wurde etwas Farbe geliftet

  • Auflösen und Verblenden: Statt mühsam mit dem Pinsel zu wischen, kannst du Flächen weich ineinanderlaufen lassen. Der Sprühnebel im Aquarell mit Sprühflasche schafft sanfte Übergänge oder verwaschene Effekte. Im Himmel kannst du es erkennen: den weichen Übergang.

  • Strukturen erzeugen: Durch gezieltes Besprühen auf noch feuchte oder halbtrockene Farbe entstehen Muster, Wolkenstrukturen, Flecken oder ein Regen- bzw. Spritzeneffekt, der im Pinselstrich kaum zu erreichen ist. Neben der Industrieanlage, fast genau in der Mitte, blitzen helle Sprenkel auf, dort haben Wassertropfen die Pigmente wie kleine Radiergummis aus dem Bild gelöst.“

Wie man das Aquarell mit Sprühflasche zum Befeuchten anwendet – ohne Fleckenchaos


Der Trick im Aquarell mit Sprühflasche liegt im Abstand, im Sprühwinkel und in der Wassermenge.

  • Feiner Nebel: Wenn du einen gleichmäßigen Verlauf möchtest, stell die Düse fein ein. Halte die Flasche mindestens 30–40 cm entfernt und bewege sie gleichmäßig. So legt sich nur ein Hauch Wasser auf die Farbe, ohne harte Ränder zu erzeugen.

  • Kein Pfützenwasser: Zu viel Wasser lässt die Pigmente unkontrolliert wandern. Dann entstehen Flecken, die du nur schwer wieder herausbekommst. Lieber mehrmals fein sprühen, als einmal fluten.

Warum die Handhabung beim Aquarell mit Sprühflasche so anders ist als beim einfachen Befeuchten der Farbe


Wer nur Farbe befeuchtet, arbeitet passiv: Man macht die Fläche nass und lässt die Farbe hineinlaufen. Mit dem Aquarell mit Sprühflasche dagegen greift man aktiv ins Geschehen ein. Es ist nicht „malen wie gewohnt“ – es ist Eingreifen wie ein Revoluzzer: Du zerstörst Strukturen, um neue zu schaffen. Du zwingst die Farbe, sich zu bewegen, neu zu fließen, sich zu verändern.

  • Gezieltes Lösen: Willst du einzelne Stellen bearbeiten, geh nah ran (10–15 cm), aber sprühe kurz und kontrolliert. Arbeite danach sofort mit Pinsel oder Tuch weiter, bevor sich Ränder bilden.

Bei den Reflexionen kannst du es gut erkennen – ein Sprühstoß befeuchtete das Papier, und die Pigmente flossen mit dem Wasser nach unten. So entstanden die Reflexionen beinahe von selbst.

Beim normalen Anfeuchten steht die gleichmäßige Benetzung im Vordergrund. Beim Aquarell mit Sprühflasche dagegen geht es um gezielte Störungen – manchmal sanft wie ein Nieselregen, manchmal heftig wie ein Platzregen, um zum Beispiel helle Flecken in einer öden grünen Wiese zu erzeugen. Genau in diesem kontrollierten Chaos liegt der Reiz.

Besondere Tropfentechniken im Aquarell mit Sprühflasche


Möchtest du einen Tropfenregen für Flecken und Punkte erzeugen, benutze eine Sprühflasche, deren Ventil man verstellen kann. Stelle sie so ein, dass sie dicke und dünne Tropfen erzeugt, und lass sie unregelmäßig arbeiten.

Anwendung im Nass:
Lässt man die Tropfen in feuchte Farben einschlagen, entstehen hübsche Wasserblumen. Nur so viel Wasser benutzen, dass das Motiv nicht wegschwimmt.

Anwendung auf trockener Farbe:
Auch hier darauf achten, dass die Sprühflasche im Aquarell schön ungleichmäßig tröpfelt. Die Tropfen kurz einwirken lassen und dann mit einem weichen Baumwolltuch ausputzen. Voraussetzung: lösliche Aquarellfarben – das steht in der Materialbeschreibung.

Aquarell mit Sprühflasche – mein Tipp für den Einstieg
Teste das Aquarell mit Sprühflasche auf Reststücken Aquarellpapier. Probiere verschiedene Düsen, Abstände und Wassermengen aus, um die Effekte zu erzeugen, die du brauchst. Achte darauf, wie die Pigmente reagieren – manche lösen sich leicht, andere bleiben hartnäckig. So lernst du, wann ein Sprühstoß rettet, belebt oder einfach nur Spaß macht.

Das Aquarell mit Sprühflasche ist kein Werkzeug für Angsthasen. Es ist das Instrument für alle, die mutig genug sind, im Bild die Kontrolle loszulassen – und genau dadurch Neues zu entdecken.

Der Effekt ist so „Wow!“, dass er sich lohnt.

Liebe Grüße
Tine

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Weiterlesen bei Tine: Zum Thema Wasser malen

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Wasser malen – Aquarell, das heißt Wasser!

Licht malen – Das Geheimnis des Lichts!

Ihr Lieben,
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Licht sehen und Licht malen:

Tine Klein Aquarell zum Tutorial Licht malen , Aquarell, urban sketching Pilcherberg

Bist du blind? Ich sehe dich schon schmunzeln – nein, die wenigsten Blinden lesen Blogartikel. Das meine ich aber nicht!

Jeder Mensch hat erstaunlich viele Tomaten auf den Augen.

Erst wer malen lernt, merkt, dass man erstaunlich wenig sieht. Die Sehfähigkeit des Menschen entwickelt sich erst langsam mit dem Malen.

Maler sind im Vorteil, denn im Alltag sieht der Mensch vermeintlich wenig.

Tomaten auf den Augen:

Es ist fast lustig, was der Mensch im Alltag nicht sieht.

Im Supermarkt finde ich ab und zu Dinge nicht, obwohl ich direkt davor stehe.

Ich muss wohl erst mit der Nase dran stupsen, um sie zu sehen.

Es gibt Versuchsaufbauten zum Thema Sehen, die fast erschreckend sind, weil der Mensch so blind ist. In dem Buch Der Affe mitten unter uns wird beschrieben, dass Menschen bei einem spannenden Thema nicht merken, wenn mitten im Vortrag der Sprecher durch einen anderen Menschen ausgetauscht wird – nicht einmal, wenn die Hautfarbe des Redners wechselt.

Da muss man kurz durchatmen, oder?

Die Menschheit lebt im Blindflug. Und genau das macht uns das Malen so schwer.

Licht malen heißt es erst mal sehen!

Und das ist nicht so einfach. Denn wir haben vorgefertigte Meinungen in unserem Kopf.

Ein weißes Boot sehen wir weiß, obwohl es durch Schatten und Reflexionen des Wassers blaugrau ist.

Tatsächlich ist das Boot nicht zwingend hell!

Eines der Boote ist tatsächlich hell – das vordere jedoch nicht. Trotzdem drängt uns das Gehirn oft dazu, Dinge, die eigentlich weiß sind, automatisch auch hell zu malen. Dabei ist der Gegenstand in Wirklichkeit durch Schatten und Lichtverhältnisse oft deutlich dunkler.

Licht sehen ist richtig schwer – nicht, weil es unsichtbar ist, sondern weil uns das Gehirn dazwischenfunkt!

Als Maler muss man bewusst den Sehmodus anstellen oder sich zwingen, etwas anderes zu malen als das, was man glaubt zu sehen!

Und auch dann ist es sehr schwer, das Licht ins Bild zu holen. Oft ist man sehr enttäuscht, weil ein strahlend heller und schöner Tag gemalt nur müde aussieht.

Doch es gibt Tricks, wie man das Licht auf das Blatt holt!

Heute möchte ich dir ein einfaches Spiel vorschlagen.

Zuerst die Einführung und das Know-how zum Licht malen:

Wenn pralle Sonne auf ein schwarzes Dach scheint, dann reflektiert sie. Das Dach ist nicht mehr schwarz.

Das Dach in unserem Kopf ist und bleibt jedoch schwarz.

Unser Wissen um Dinge ist für den Sehprozess eine Nebelbombe.

Die Ausgangsposition für unser heutiges Spiel ist die Frage:

Was ist hell? Licht malen heißt weglassen.

Dieses Mal versuchen wir aber nicht, den Tonwert abzuschätzen. Der Tonwert hieße, abzuschätzen, wie hell etwas ist. Und wie wir festgestellt haben, können wir das nicht.

Dieses Mal machen wir es wie Donald Trump: Wir behaupten einfach, es ist hell!

Wir bestimmen: Alles, was in der prallen Sonne ist, ist hell oder bleibt weiß.

Stärke deine Willenskraft! Denn es wird unendlich schwer sein, Dinge, die eigentlich schwarz oder dunkel sein sollten, weiß zu lassen.

Licht malen heißt weglassen.

Du wirst dein Gehirn überlisten müssen – doch es wird sich lohnen!

Plötzlich werden dann ganz schlichte, langweilige Motive zum Hingucker! Weil sie strahlen.

Licht malen, heißt es nicht zu malen – wir lassen das Papier weiß!

Und wenn wir dafür schamlos lügen!

Das Licht bleibt weiß.

Mit diesem einfachen Trick schnappt man sich das Licht.

Du wirst sehen, es lohnt sich.

Tipp eins: Mache zuerst eine Grauskizze und dann stürze dich mutig ins Aquarell.

Erst dann merkst du, was weiß bleiben muss.

Schau mal, hier ist das Bild bei der Berghütte – da habe ich konsequent alles, was im Licht war, weiß gelassen.

Liebe Grüße ins Wochenende,
Tine

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Deckende Farben im Aquarell-Lust und Frust

Hallo ihr Lieben,

Ich sehe momentan aus wie die Hauptdarstellerin im Film Die Mumie – nur ohne Abenteuer und Glamour. Warum?
Ich habe einen Abflug über den Lenker meines Fahrrades gemacht und mir dabei das Handgelenk gebrochen  Zum Glück ist es „nur“ das linke – so kann ich trotzdem weiter tüfteln und werkeln, wenn auch etwas langsamer und mit vielen Pausen.

Das Schreiben und Arbeiten fällt mir im Moment noch schwer, deshalb freue ich mich sehr, wenn ihr euch hier im Blog anmeldet. So bekommt ihr direkt eine Nachricht, sobald es etwas Neues gibt.

Vielleicht sehen wir uns ja bald persönlich? Ich würde mich riesig freuen, dich in einem meiner Boesner-Kurse begrüßen zu dürfen – schau doch mal unter Kurse vorbei! In ein paar Wochen findet außerdem ein zusätzlicher Himmel-Malkurs bei Boesner statt.

https://www.boesner.ch/unsere-standorte/unterentfelden/veranstaltungen/himmlisch-gut-2-16193

Die bisherigen Teilnehmer*innen waren begeistert, und ich kann es kaum erwarten, nach dieser kleinen Zwangspause wieder mit euch kreativ zu werden.

Bis bald und bleibt auch ihr gesund!
Herzlichst, Tine

Deckende Farben im Aquarell – ungeliebte Helfer mit großem Potenzial

In der Welt der Aquarellmalerei gelten Transparenz, Leichtigkeit und fließende Übergänge als das höchste Gut.

Die besondere Schönheit und Mystik unseres Mediums entsteht meist genau durch diese Eigenschaften, wo glasklare Farben sich unvorhersehbar mischen, aufblühen, überlagern – scheinbar schwerelos, leicht und strahlend, entstehen bei deckenden Farben wunderbare Lasuren.

Kein Wunder also, dass deckende Farben in diesem Zusammenhang oft ein Schattendasein führen. „Kreidig“, „müde“, „schwerfällig“ – wahrgenommen werden. Und an diesem Vorurteil ist etwas dran. Oft ruinieren deckende Farben beim Mischen die Strahlkraft der leuchtenden transparenten Farben.

Und doch: Warum führen eigentlich alle namhaften Hersteller deckende Farben mit Pigmenten wie Zinkweiß (PW4) oder Titanweiß (PW6) im Sortiment – und das nicht nur als Weiß?

Die schlichte Wahrheit ist, die ungeliebten Farben haben enormes Potenzial.

Sie bereiten nicht nur Frust, sondern auch Lust!

Schauen wir genauer hin. Denn wer lernt, diese Farben bewusst einzusetzen, entdeckt eine zusätzliche Ausdrucksebene, die mit lasierenden Farben allein nicht erreichbar ist.

Wenn man zum Beispiel die Wüste malt, dann ist sandig und kreidig gut.

Deckende Farben Wüste Tine Klein. Tutorial Aquarellfarben


Was macht eine Farbe deckend – und warum ist das wichtig?

Die Deckkraft einer Aquarellfarbe hängt im Wesentlichen vom verwendeten Pigment und seiner physikalischen Beschaffenheit ab. Besonders Pigmente wie Titanweiß (PW6), Kobaltblau (PB28), Kadmiumgelb (PY37) oder Zinkweiß (PW4) sind bekannt für ihre hohe Opazität. Im Gegensatz zu den transparenten, oft organischen Pigmenten bleiben diese Farben mehr „auf“ dem Papier liegen, statt sich mit der Oberfläche zu verbinden oder sich beim Überlagern farblich stark zu verändern.

Diese physikalische Trägheit kann in bestimmten malerischen Situationen von großem Vorteil sein – wenn man weiß, wie.


Vorteile deckender Farben im Aquarell

1. Harmonie durch Mattheit

Zuerst einmal gelten deckende Farben mit Zink und Titan als Matt. Sie ruinieren die Strahlkraft von Farben.

Deckende Farben haben oft eine weichere, samtigere Oberfläche. Das kann gerade bei Abend- oder Morgenstimmungen genau richtig sein.

Das Aquarell lebt nicht nur von Leuchtkraft, sondern auch von Kontrasten!

In einem Aquarell, das von starker Leuchtkraft lebt, kann eine matte Passage mit deckenden Tönen einen ruhigen Gegenpol schaffen – Die Leuchtkraft im Gegensatz zum Gedämpften.

Tine Klein Aquarell Calella, costa brava, tutorial deckende Farben

Das sieht man hier ganz wunderbar. Das Leuchten auf dem Meer entsteht dadurch, das eine leuchtende transparente Farbe (Lasurorange) auf eine zinkhaltige, matte und leicht deckende Farbe trifft (Siena Natur +Titanweiß). Das Auge hat den Vergleich zwischen strahlend und nicht strahlend, so entsteht Licht.

1. Kontrolliertes Lasieren

Ein Paradebeispiel: Lasieren mit Blau über Gelb. Mit transparenten Farben ergibt das – gewollt oder nicht – ein sattes Grün.

Insbesondere bei Himmeln ist dies enorm ärgerlich so. Einen Kermit grünen Himmel kann man nun wirklich nicht brauchen.

Tine Klein Aquarell Calella, costa brava, tutorial deckende Farben

Schau mal auf den Horizont im Bild. Hier treffen sich eine sehr feuchte blaue und feuchte,  gelbe Lasur und es entsteht kein Grün. Nur ein wenig Dämmerung. Dies ist natürlich perfekt, um Tageszeiten zu malen. Aber wie geht das?

Weil deckende Pigmente schwerer sind, „fallen“ sie schneller zu Boden.

Das hat zur Folge, dass sie sich im nassen Papier nicht so stark ausbreiten wie transparente Farben. Wer atmosphärische Wolkenstrukturen malen will, kann das gezielt nutzen: Während lasierende Pigmente frei in die Umgebung diffundieren, bleibt eine deckende Farbe eher an ihrem Platz – was eine ruhige, zarte Wirkung erzeugen kann.

Der Profitipp: Das Ganze gilt aber nur unter drei Bedingungen. Nummer 1: Du arbeitest feucht, flutest aber nicht mit Wasser. Der Pinsel reibt nicht in der Lasur rum. Und du benutzt reaktionsunfreudige Farben, z.B. hier Royalblau und siena Natur und etwas Titanweiß =schwer).

2. Gegenlicht und helle Nebel

Deckende Farben sind exzellente Werkzeuge für Lichteffekte – gerade in feuchten, atmosphärischen Szenen. Ein sanft deckendes Zinkweiß, in eine Farbfläche eingewoben, kann den Eindruck von Dunst oder Gegenlicht erzeugen, ohne dass man gleich zum „Gouache-Trick“ greifen muss. Auch Lichtkanten an Wolken, Gischt oder Morgennebel profitieren davon, dass sich deckende Farben nicht so schnell mit ihrer Umgebung vermischen.


Nachteile – und wie man sie umgeht

Natürlich sind deckende Farben nicht frei von Tücken:

  • Verlust der Leuchtkraft: Decken bedeutet auch immer: Licht wird gestoppt. Die Farben erscheinen stumpfer. Der Trick: sparsam und bewusst einsetzen. Die Farben dürfen nicht mit den Farben die Strahlkraft vermitteln, gemischt werden.

  • Schwer mischbar: Viele deckende Pigmente haben eine träge Reaktion beim Mischen – man erhält schneller „Kalkgrau“ als eine leuchtende Sekundärfarbe. Das kann bei Schatten extrem hilfreich sein, leuchtende Farben ruiniert es.

  • „Kreidiger“ Look:  Ist zum Beispiel bei Abendstimmungen perfekt. Wer dies jedoch ohne Kontraste und Lichter malt. Erzeugt vergraute und unattraktive Bilder (siehe unten). Das deckende, fast schwarze Indigo bringt die Farben zum Strahlen.

Fazit: Nicht verteufeln, sondern verstehen

Deckende Farben sind kein Makel in der Aquarellmalerei – sie sind ein Gestaltungsmittel. Richtig eingesetzt, bieten sie eine Palette an Ausdrucksmöglichkeiten, die weit über das klassische Lasieren hinausgeht. Statt sich auf die reine Transparenz zu versteifen, lohnt es sich, das volle Potenzial des Materials zu erkunden. Gerade die Kombination aus transparenten und einer kleinen Menge deckenden Farben eröffnet dem Malenden eine reiche Bandbreite an Möglichkeiten.

Es braucht etwas Übung, ein feines Gespür – und vielleicht auch ein wenig Mut zur „Unreinheit“. Doch wer einmal erfahren hat, wie Zinkweiß eine Landschaft zum Leuchten bringt oder wie ein deckendes Blau Kontraste erzeugt und die Farben zum Strahlen bringt, wird diese Farben nicht mehr missen wollen.


Tipp zum Schluss: Lust und Frust vermeiden

Menschen, die ihren Farbkasten nur ab und zu benutzen, sollten zumindest beim Kauf genau lesen ob, ihre Farben deckende Pigmente enthalten. Deckende Farben zum Beispiel mit weißen Pigmenten. Sollten im Farbkasten eine getrennte Position haben. Das heißt Achtung diese Farben vergrauen die transparenten Farben. Durch den eigenen Platz außerhalb der normalen Farben kannst du auch dann, wenn du vergessen hast, welche Farbe es ist, dich erinnern: Achtung, diese Farbe ist deckend!


Liebe Grüße Tine

Während die Oper Millionen bekommt, malen wir mit Herz und Gips am Arm.
Dieses Angebot lebt von Idealismus – nicht von Fördergeldern.
Hilf mit einer kleinen Spende, damit Kultur nicht nur im Elfenbeinturm stattfindet.

CHF

Weiterlesen bei Tine:

https://blog.herz-der-kunst.ch/signalfarben-farben-mit-aha-effekt/

Merging Shapes – Ausdrucksstark malen mit Aquarell

Liebe Leser die neuen Kurse sind da!

Besonders himmlisch: Es gibt einen Zusatztermin!
Viele von euch haben lange gewartet – jetzt ist es endlich so weit: Himmlisch gut findet nochmal statt!

Ein paar Plätze sind noch frei.
Alle Infos findet ihr wie immer bei den Kursen.

Aktuelle Kurse mit Tine Klein

https://blog.herz-der-kunst.ch/aktuelle-kurse/

 

Tine Klein Aquarell von Fontanilles in Catalonien. Aquarell costa brava. Tutorial zum Thema Merging shapes

Wie du durch das Verschmelzen von Formen stärker malst

Dieser Artikel ist für eine Frau aus den Urban Sketchers Girona. Sie schaute auf mein Bild und sagte: „Das ist keine Skizze.“ Wir halten hier den Augenblick fest. Sie konnte überhaupt nicht glauben, dass Aquarell schneller und perfekter sein kann als das vermeidlich schnelle und unkomplizierte Arbeiten mit dem Stift. Hier verrate ich dir, wie man diese Stärke und Geschwindigkeit mit dem Pinsel erreicht – und zwar mit der Technik der Merging Shapes.

Wir alle starten gleich: mit dem Gedanken, dass man jedes einzelne Objekt ordentlich, vollständig und klar getrennt malen muss. Dazu lädt der Stift ein. Ein Haus ist ein Haus. Ein Baum ist ein Baum. Und das Menschlein auf der Bank?

Natürlich bekommt alles seine eigene kleine Bühne.

Mit dieser Art zu malen hat man jedoch viel Mühe …

Doch halt! – Es gibt gute Gründe, genau das nicht zu tun.

Gerade im Aquarell-Sketching ist das „ordentliche Auseinanderhalten“ von Formen oft kontraproduktiv.

Denn wenn wir jedes Ding wie ein kleines Einzelwesen behandeln, wirken unsere Bilder schnell überladen, kleinteilig und unruhig.

 Und du? Du verzettelst dich in Einzelteilen, brauchst viel Zeit und bist am Ende vielleicht doch nicht ganz zufrieden, trotz all deiner Mühe.

Die gute Nachricht: Es geht auch anders – und oft sogar besser.

Kennst du das? Ein Maler wirft ein Bild aufs Papier und es sieht nach kurzer Zeit einfach stimmungsvoll und großartig aus?

Wie kann es so einfach sein?

Die Magie der Merging Shapes – Formen verschmelzen statt trennen

In der englischsprachigen Malerei- und Zeichenlehre spricht man vom Konzept der Merging Shapes, also dem bewussten Verschmelzen von Formen.

Die Idee: Du verzichtest auf trennende Linien und harte Kanten zwischen benachbarten Objekten – dann nämlich, wenn sie in Licht, Tonwert oder Farbwirkung ohnehin ähnlich sind.

Oft geht zum Beispiel der Schatten eines Hauses einfach in die Bäume über. Statt in klar abgegrenzten Objekten zu denken, arbeitest du mit gemeinsamen Flächen, mit sogenannten Form-Clustern oder Flächenzusammenhängen.

Klingt abstrakt? Ist es gar nicht.

 Warum also jede Figur einzeln herausarbeiten, wenn sie im Licht ohnehin eine zusammenhängende Fläche bildet?

Also schau mal hier in das Bild. Ich habe das Bild in zwei Teile geteilt: Himmel und Landschaft. Schaust du in die Landschaft, wirst du feststellen, dass überall Siena natur durchblitzt.

Tine Klein Aquarell von Fontanilles in Catalonien. Aquarell costa brava. Tutorial zum Thema Merging shapes

Was habe ich also getan? Ich habe die Grundform gemalt – ohne Trennungen – und zwar alles in Gelb- und Terracottatönen. Ich habe Baum, Haus und Strauch zusammengefasst. Unser großer Vorteil dabei ist: Durch das Zusammenfassen geht das Malen blitzschnell.

Diese Art zu malen hat die folgenden Vorteile:

Warum Merging Shapes funktionieren – und dein Bild stärken

Dieses Zusammenfassen von Formen bringt mehrere Vorteile mit sich. Erstens entsteht mehr Ruhe in der Komposition: Anstelle von zwanzig Einzelteilen, die gegeneinander arbeiten, hast du nur noch wenige große Flächen. Das gibt dem Auge Halt – und deinem Bild Struktur.

Zweitens verbessert sich die Lesbarkeit: Unser Auge liebt Klarheit. Wenn Licht, Schatten und Tonwerte gut durchdacht sind, wirkt dein Bild stimmig – auch wenn es skizzenhaft bleibt.

Drittens wird der Fokus gestärkt: Weniger ist oft mehr. Wenn du unwichtige Bereiche zusammenfasst, bekommen wichtige Stellen Raum zum Atmen. So springt der Blick auf das Wesentliche – zum Beispiel auf ein helles Gesicht inmitten einer dunklen Gruppe.

Und nicht zuletzt: mehr Atmosphäre! Gerade im Aquarell ist Merging Shapes ein Geschenk. Wenn Farben ineinanderfließen, entsteht ein Gefühl von Licht, Luft und Weichheit – etwas, das mit klaren Linien kaum zu erreichen ist.

Licht und Tonwert: Der Schlüssel zur Technik der Merging Shapes

Wenn du Formen zusammenfassen möchtest, musst du vor allem auf zwei Dinge achten: Lichtführung und Tonwert.

Überlege dir, woher das Licht kommt. Welche Objekte liegen gemeinsam im Schatten? Sobald mehrere Dinge im gleichen Licht oder Schatten liegen, kannst du sie als eine Fläche behandeln. Beispiel: Ein Haus wirft einen Schatten über Büsche oder Steine – alles wird zu einer Form.

Und dann ist da der Tonwert: Was gleich hell oder gleich dunkel ist, darf ebenfalls zu einer Form verschmelzen. Du musst das nicht exakt messen – achte einfach darauf, wie nah die Helligkeiten beieinanderliegen. Zwei benachbarte Objekte im Mittelton? Perfekt für eine gemeinsame Fläche.

Tipp: Blinzele mit den Augen! Wenn du die Augen leicht zusammenkneifst, siehst du nur noch grobe Helligkeitsunterschiede – so erkennst du sofort, welche Flächen du vereinen kannst.

Und wie geht das in der Praxis?

Starte deine Skizze mit einem lockeren Aufbau – gerne in Linien, aber ohne dich in Details zu verlieren.

Ganz grobe Skizzen von Licht und Schatten anlegen.

Male zusammenhängende Bereiche in einer gemeinsamen Helligkeitsstufe. In meinem Beispiel wurden alle Häuser, der Boden und auch teilweise die Bäume zunächst in Hellgelb und Terrakotta angelegt.

Nachdem wir die ganze Scene in einer Farbe gemalt haben,

Was ist der nächste Schritt?

Überlege dir früh, welche Tonwertblöcke du hast.

„Was jetzt dunkler ist, darf übermalt werden – ganz ohne Bedenken.“

Wo kannst du ähnliche Bereiche zusammenfassen? Der nächste Schritt ist die Dunkelheiten zusammenzufassen. Also dunkle Farben und Schatten.

Male große Formen zuerst – das ist der Schlüssel. Du musst dich nur trauen, alles zusammen zu malen. Der Schatten des linken Hauses taucht nahtlos in die Vegetation ein – als wären Haus und Natur miteinander verbunden. Lieber eine gemeinsame Schattenfläche als fünf winzige Einzelteile.

Lass Übergänge bewusst weich werden – besonders dort, wo das Licht diffus ist. Und hebe nur einzelne Details hervor – genau dort, wo der Fokus liegen soll.

Fazit: Merging Shapes bringen Zusammenhalt und Ausdruck

Das Konzept der Merging Shapes ist kein Trick – es ist ein Denkansatz. Du betrachtest Dinge nicht mehr als Einzelteile, sondern als zusammenhängende visuelle Einheiten. Du hörst auf, alles „richtig“ machen zu wollen, und beginnst, in Beziehungen zu denken.

Und ganz nebenbei: Du malst freier. Schneller. Ausdrucksstärker.

Probiere es einfach mal aus. Suche dir eine Szene – vielleicht einen Park, eine Straßenecke oder ein Café – und frage dich: Was kann ich zu einer gemeinsamen Form zusammenfassen? Und dann? Pinsel raus. Wasser drauf. Fließen lassen.

„Die besten Ideen entstehen oft da, wo kein Geld fließt – weil Kultur „gratis“ sein soll.
Aber weißt du was? Diese Vorstellung kommt aus Zeiten, in denen nur Mächtige bestimmten, welche Kunst zählen darf.
Was ist mit den leisen Stimmen, den freien Köpfen – mit deiner Kultur?
Wir brauchen dich. Kultur braucht dein Ja – und ein Budget.“

Schatten clever einsetzen – Formgebung in der Aquarellskizze.

Achtung, Zusatzkurs!
Weil letztes Jahr so viele von euch keinen Platz im Himmelskurs bekommen haben, gab es ordentlich Frust. Boesner war jetzt so nett und hat einen zusätzlichen Termin für uns gefunden – damit alle, die wollten, auch wirklich mitmachen können!

https://www.boesner.ch/unsere-standorte/unterentfelden/veranstaltungen/himmlisch-gut-2-16193

Formgebung durch Schatten im Aquarell

TIne Klein Calella schnelle Aquarellskizze zum Thema Schatten

 

Schnelles Urban Sketching: 20-Minuten-Aquarellskizze aus Calella.

Das Aquarell sieht am schönsten aus, wenn es locker, schnell und luftig ist. Der größte Feind des Aquarells ist die Überarbeitung – das heißt, das Aquarell oder eine Skizze wird nicht besser durch zu viel. Im Gegenteil: Je mehr wir darüber brüten, je mehr wir korrigieren, umso schwerfälliger wirkt das Bild. Und plötzlich ist die Leichtigkeit dahin, die das Aquarell doch so unverwechselbar macht.

Doch wie schafft man es, mit wenigen Pinselstrichen Formen zu gestalten, Raum zu zeigen und dabei die Frische zu bewahren? Eine der schönsten und zugleich raffiniertesten Möglichkeiten ist das Malen mit Schatten – und das bewusste Gestalten von Negativformen.

Gestalten durch Negativform – das Unsichtbare durch Schatten sichtbar machen

Man kann das ganze Haus durch den blauen Hintergrund dahinter zeigen. Doch raffinierter und spannender wird das Prinzip an weniger offensichtlichen Beispielen.

Vielleicht kennst du das: Ein weißer Sonnenschirm spannt sich auf, und obwohl der Stoff fast blendend hell ist, wird der Schirm vor allem durch die Schatten darunter sichtbar.

Wenn man den Schirm malt, dann verliert das gesamte Bild sein Licht.

TIne Klein Calella schnelle Aquarellskizze zum Thema Schatten

Deshalb wird der Schirm selbst nicht gemalt, sondern das, was ihn umgibt – der Schattenwurf auf dem Boden, die kühle Fläche auf dem Tisch, das Halbdunkel der Stuhlbeine unter dem Schirm.

Genau das ist das Prinzip der Negativform. Wir malen nicht den Gegenstand – wir malen das Drumherum, das, was den Gegenstand erst sichtbar macht.

Der weiße Sonnenschirm braucht keinen Pinselstrich auf seiner Fläche. Er erscheint von selbst, wenn wir den Schatten darunter und um ihn herum andeuten.

Dieses Konzept ist ein Schlüssel zu einer lebendigen, lockeren Malerei.

Das Raffinierte dabei ist, dass der Sonnenschirm keine Umrahmung hat.

Auch wenn es uns unangenehm vorkommt, eine Form nicht ganz konkret zu malen oder zu zeichnen.

Auch wer mit dem Stift arbeitet, darf hier keine Umrahmung setzen, denn diese zerstört die Wirkung des Lichts. Statt jede Fläche mühsam auszumodellieren, lassen wir Formen entstehen, auch wenn das bedeutet, dass Teile der Form nicht genau definiert sind. Unser Vorteil ist: Wir werden effizient, indem wir nur gezielt das Umfeld gestalten.

Und Schatten sind dafür ideal – sie sind wie die sanften Helfer, die mit einem einzigen Pinselstrich Raum, Tiefe und Licht ins Bild zaubern.

Warum Schatten- und Negativformen so gut zusammenpassen

Schatten sind wie dafür geschaffen, um Negativformen zu gestalten. Sie umschreiben, umfließen, rahmen. Ein gut gesetzter Schatten lenkt den Blick des Betrachters automatisch auf das Licht. Statt Licht zu malen – was im Aquarell oft schwer ist, weil das Papier ja bereits unser hellstes „Pigment“ ist – malen wir die Schatten.

Schatten geben den Formen Halt. Schatten definieren.

Auch Zeichner sollten dies tief im Herzen behalten: Das Licht braucht keine scharfe Umrandungslinie, es wird sichtbar durch den Schattenwurf, der ja die direkte Auswirkung des Lichts ist.

 So entsteht mit wenig Aufwand ein vielschichtiges, lebendiges Bild.

Calella Palafrugel Aquarell Tine Klein modelieren durch Schatten.

Mehr als nur Grau

Viele malen Schatten in neutralen Tönen. Doch Schatten sind ein wunderbares Feld, um Farbe ins Spiel zu bringen. Sie können Stimmungen transportieren, das Bild interessanter und harmonischer machen.

Denk zum Beispiel an den Halbschatten am Giebel eines Hauses: Ein klein wenig Orange im Schatten lässt das Dach lebendiger wirken, gibt dem Betrachter schnell die Idee: „Ach ja, die Ziegel sind ja Terrakotta!“

So spielt man durch die Farbe des Schattens mit der Fantasie des Betrachters.

Der Schattenwurf auf einem sonnigen Platz darf einen Hauch von Blau oder Violett haben, um die Wärme des Lichts der Umgebung zu betonen. (siehe oben)

Schatten und Komplementärfarben


Gebrochene graue Töne entstehen oft durch komplementäre Farben. Meine schönsten Paare sind:

• Ultramarin und Siena gebrannt
• Kaltrot (z. B. Opera Rose) und Türkis
• Violett und gelbliches Braun

Wie du an den Beispielen merkst:

Die Paarung der Farben muss nicht lehrbuchhaft komplementär sein.

Es reicht, wenn die Farben so nahe am Komplementärkontrast liegen, dass für die Schatten schöne gedämpfte Töne erzeugt werden.

Bloß nicht zu viel mischen!

Schatten wirken dann besonders schön, wenn sie nicht monoton grau sind.

Wer fertig angerührte Schatten kauft, bezahlt damit, dass die Farbgestaltung nicht mehr so schön und lebhaft ist.

Ein Schatten wirkt oft gerade dann sehr attraktiv, wenn die Mischfarben aufblitzen. Mische ich also einen Schatten aus Burnt Sienna und Ultramarin, so ist der Schatten nicht nur grau, sondern ich kann ihn mal orange oder blau blitzen lassen!

Dies ist besonders wichtig, weil die Komplementäre sich gegenseitig zum Leuchten bringen.

Gerade in den Halbschatten kannst du mit Komplementärfarben spielen: Ein grüner Baum bekommt Tiefe, wenn der Schatten darunter einen leichten Rotton enthält. Es lohnt sich, hier mutig zu sein. Der Schatten muss nicht exakt „richtig“ sein – er muss wirken.

Weniger ist mehr – der Charme des Unvollendeten

Das Schöne an dieser Art des Malens ist: Du musst gar nicht alles ausarbeiten.

Der Betrachter füllt mit seinen Augen und seinem Gefühl aus, was du nur andeutest.

Wir brauchen nur die guten Formen des Schattens, der Rest entsteht wie von Zauberhand.

Du solltest dir die Frage stellen: Ist das nötig?

Stützt es die Form oder die Aussage des Bildes? Wenn nicht, lass es weg. All diese kleinen Dinge machen ein Bild sonst so unordentlich wie die Wohnung eines Messies.

Der weiße Raum des Papiers ist dein Verbündeter, weil er deine Bilder frisch, klar und übersichtlich macht!

Fazit: Schatten sind Formgeber mit Charme

Verschattungen im Aquarell sind weit mehr als nur graue Flächen. Sie sind das Werkzeug, mit dem du Licht sichtbar machst, Formen entstehen lässt und dein Bild mit Leben füllst. In Kombination mit dem Malen von Negativformen entfalten sie ihre ganze Kraft und Geschwindigkeit.

Sie erlauben es dir, luftig und locker zu bleiben, Wenn du minimalistisch malst dann gebe den Schatten Liebe.

Faustregel: nicht nur Grau, sondern teilweise wunderbar farbig.

Liebe Grüße
Tine

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Weiterlesen zum Thema:

https://americanwatercolor.net/what-your-shadows-have-been-missing/

What Your Shadows Have Been Missing

https://blog.herz-der-kunst.ch/die-macht-der-schatten/

Kreativität durch Wiederholung – Wie man meisterlich malen lernt

Langeweile kann ein guter Lehrer sein.

Es gibt einen Maler in Rom, den ich sehr bewundere. Immer wieder hat er die tollsten Motive. Dann seufze ich tief in meinen Kaffee und wünsche mir, ich hätte so eine wunderbare Vielfalt direkt vor der Tür. Ich bin schwerstens neidisch.

Doch die einfache Wahrheit ist: Das braucht man gar nicht.

Auch bei uns in der Stadt gibt es mehrere wunderschöne Motive. Aber mein „place to be“ ist einfach der Fluss – und den male ich immer wieder. Wieder und wieder.

Eigentlich ist das langweilig!? Wirklich?

Einfach Dinge vor der Haustür zu malen, hat enorme Vorteile. Man findet Ruhe und Schönheit in dem, was einen ohnehin umgibt. Und:

Die stetige Wiederholung eines Motivs hilft dabei, die eigenen Fähigkeiten und die eigene Kreativität durch Wiederholung zu vervollkommnen – wenn man nicht der Versuchung unterliegt, sich in der Betriebsblindheit festzufressen.

Wiederholung statt Reizüberflutung – warum Wiederholung kreativ macht

Die Motive vor der Haustür haben einen enormen Vorteil: Man kann sie entspannt angehen. Man kennt bereits die Herausforderungen – und kann deshalb ganz locker und ohne Stress malen.

Viele meiner Schüler haben das Gefühl: Wenn man ein Motiv einmal gemalt hat, ist es „fertig“.

Man glaubt, jetzt alles zu wissen, was es darüber zu wissen gibt.

Doch das ist ein Irrtum. Gerade an den Motiven, die man schon häufig gemalt hat, lernt man am meisten.

Denn unser Gehirn braucht Vergleichsmöglichkeiten, um zu lernen. Und es gibt unendlich viele kleine Variationen, die man an einem Motiv ausprobieren kann.

Fazit: Wer sich auf die Wiederholung einlässt, findet enorm viele Wege, Lösungen und Verbesserungen. Und ja – man merkt leider auch, was gar nicht geht. Aber Fehler gehören zum Prozess.

Kreativität durch Wiederholung -Die Kirche und immer wieder die Kirche:

Kreativität durch Wiederholung - Tine Klein Aquarell Basel Münster

Seufz… Ich wünschte, ich würde für die Bilder bezahlt, die ich wegwerfe!

Bildentwurf: Kreativität durch Wiederholung und Variation

Du kannst ein Motiv immer wieder neu darstellen. Dabei lernst du ganz von selbst, wie man es am besten zeigt: Hochformat, Quadrat oder Querformat? Das ganze Motiv oder ein spannender Bildausschnitt?

Weil du das Motiv schon kennst, kannst du dich bewusst zwingen, von deinen ausgetretenen Pfaden abzuweichen – und so entdeckst so neue Möglichkeiten.

Das ist genau der Moment, in dem sich Kreativität durch Wiederholung entfaltet.

Farbwelten meistern: Kreativität durch Wiederholung in der Farbgestaltung

Tine Klein Aquarell Basel Münster Kreativität durch Wiederholung

Tine Klein Aquarell Basel Münster Kreativität durch Wiederholung

Bilder bekommen eine enorme Ausstrahlung, wenn die Farbe variiert wird. Dieses Spiel mit Farbe nennt man „Schwingen“: Eine Farbe verändert sich von hell nach dunkel, von kalt nach warm und von leuchtend zu gedämpft.

Dazu habe ich bereits andere Artikel geschrieben – schaut sie euch gerne an!

Das Schwingen der Farben macht Bilder interessant und lebendig. Gerade deshalb hat jeder Maler seine Vorlieben. Aber durch die Wiederholung eines Motivs lernt man, neue und schöne Farbklänge zu erschaffen. Auch hier zeigt sich: Kreativität durch Wiederholung ist kein Widerspruch, sondern eine Methode.

Du verstehst dein Motiv – durch Wiederholung mit Ziel

Jedes Motiv hat seine Probleme. Ich zum Beispiel bin regelmäßig genervt davon, dass die Flussseite mit den schönsten Motiven immer im Schatten liegt.

Weil ich das Motiv aber immer wieder male, muss ich mich dieser Herausforderung stellen. Jedes Mal aufs Neue muss ich es schaffen, das dunkle Flussufer ins rechte Licht zu setzen.

Das hat zur Folge, dass ich mein Motiv wirklich verstehe.

Beim ersten Mal sieht man oft nur das Offensichtliche: Form, Farbe, Stimmung. Man arbeitet oft so, dass man auf der sicheren Seite ist – sprich: Man macht alles wie immer.

Tine Klein Aquarell Basel Münster Kreativität durch Wiederholung

Wiederholung ist kein stumpfes Kopieren – sie ist Vertiefung. Genau hier entsteht oft echte Kreativität durch Wiederholung.

Wenn man wiederholt, sieht man andere Aspekte des Motivs – oder man macht Dinge einfach anders!

Du wirst freier im Ausdruck – durch wiederholtes Malen

Oft merkt man: Eigentlich will ich das Motiv ganz anders malen!

Beim ersten Mal ist man noch vorsichtig. Beim zweiten Mal kennt man das Motiv – und traut sich mehr.

Tine Klein Aquarell Basel Münster Kreativität durch Wiederholung

– Du wirst lockerer im Strich
– Du findest mutigere Farbkombinationen
– Du gehst freier und mutiger mit dem Licht um
– Du beginnst, zu vereinfachen – und das macht das Bild oft stärker

Wiederholung ist kein Zeichen von Einfallslosigkeit – sie ist der Weg zum eigenen Stil. Kreativität durch Wiederholung wird hier ganz konkret sichtbar.

Du entwickelst Technik durch Praxis – Wiederholung macht den Unterschied

Du kannst dir hundert Videos über Aquarelltechniken anschauen – aber sie wirken erst, wenn du sie mehrfach ausprobierst. Denn unser Gehirn liebt Wiederholungen. Und unsere Hände auch.

Was durch Wiederholung passiert:

– Du erinnerst dich besser an Farbmischungen
– Deine Pinselstriche werden sicherer
– Du lernst, wie viel Wasser „genau richtig“ ist
– Du erkennst typische Fehler schneller

Tipp: Male dieselbe Szene in drei verschiedenen Techniken – z. B. nass-in-nass, mit Trockenpinsel und dann reduziert als Farbfleckskizze. So lernst du, wie Technik den Ausdruck verändert – und wie Kreativität durch Wiederholung sich in handwerklichem Können zeigt.

Du lernst, dich selbst zu beobachten – und entwickelst dich künstlerisch weiter

Wenn du ein Motiv mehrfach malst, merkst du:

– Wo bleibe ich hängen?
– Wo klappt es gut?
– Was mache ich aus Gewohnheit – und was aus Überzeugung?

Das klingt banal, ist aber ein riesiger Entwicklungsschritt. Wiederholung macht dich zum wachen Beobachter deiner eigenen Entwicklung.

Wiederholung bringt Ruhe ins Herz – und Freiheit in den Pinsel

Ich könnt ausrasten, wenn es nicht so klappt, wie ich will! Ich habe gefühlt in der Steinzeit am Feuer gesessen und gedacht: Eine Zentralheizung und eine Klimaanlage wären schön. Es hat einige Versuche gebraucht – aber wir haben es!

Wer vorwärtskommen möchte, muss etwas verändern.

Aquarellieren kann auch stressen – wenn man immer nur aufs Ergebnis schaut. Aber der Weg ist das Ziel. Und der Fehler lässt dich lernen!

Wiederholung nimmt den Druck raus. Du weißt: Ich darf nochmal. Und nochmal. Und ich darf besser werden.

Das wiederholte Motiv bringt dir Sicherheit, Gelassenheit und Freude am Prozess.

Du darfst üben. Du darfst entdecken. Du darfst wachsen.

Stell dir jedes Mal eine neue Frage:
An einem Tag arbeitest du an Farbwelten, beim nächsten Mal beschäftigst du dich mit Bildaufbau oder Licht.

Mach dich frei, hab Spaß – und werde nicht zum Opfer deiner Gewohnheiten.

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Viele liebe Grüße Tine

Licht lenkt den Blick – so machst du deine Bilder interessant!

Der Blick wird angezogen, als hänge er am Faden…

Aquarell Cannobio, wie man seine bilder durch Licht verbessert.

Das weiße Fenster ist wie ein Angelhaken für das Auge.

Kennst du das Gefühl, wenn du ein Aquarell betrachtest und dein Blick sofort dorthin wandert, wo die Musik spielt – ins Herz des Bildes?

Genau das ist kein Zufall, sondern gute Planung.

Licht ist in der Malerei weit mehr als nur Helligkeit: Es ist der unsichtbare Dirigent, der dem Auge den Weg weist.

Wer Tonwerte klug einsetzt, schafft Orientierung, Tiefe und Atmosphäre – und so zeigst du in deinen Bildern, was du wirklich zeigen möchtest.

Warum das Auge Führung braucht

Unser Sehsinn liebt Ordnung.

Wer seine Bilder ordentlich Gegenstand für Gegenstand malt, erzeugt oft Verwirrung. Zwar ist alles gut gemalt, doch das Auge vermisst ein Ordnungsmuster für das gesamte Motiv.

Ein Bild mit vielen gleich starken Farben oder Tonwerten wirkt chaotisch –

– das Auge sucht vergeblich nach einem Ruhepunkt. Ohne Kontraste irrt der Blick umher, wie in einer wilden Landschaft ohne Wegweiser.

Deshalb ist es so wichtig, dass wir als Maler den Blick des Betrachters bewusst lenken.

Das gelingt am besten durch gezielte Lichtführung – und das Werkzeug dazu sind die Tonwerte.

Tonwerte sind Licht: Die stille Macht im Aquarell

Tonwerte sind nichts anderes als die Helligkeit oder Dunkelheit einer Farbe – also wie viel Licht sie reflektiert. Auch im Aquarell, das ja oft für seine leuchtenden Farben bekannt ist, sind Tonwerte der Schlüssel zur Bildwirkung.

Denn es gibt kein Licht ohne Dunkelheit.

Oft ist mein Liebster verwirrt, wenn ich vor scheußlichen Motiven in Begeisterung ausbreche. Bin ich irre? Na ja, vielleicht ein bisschen, aber meine Begeisterung hat fachliche Gründe:

Nicht die Schönheit macht gute Bilder, sondern die Kontraste!

Sortiert man die Tonwerte im Motiv, dann schafft man ein klar verständliches Ordnungsmuster für das Auge.

Typische Wege, mit Tonwerten Orientierung zu schaffen:

• Hell-Dunkel Kontraste im Hauptmotiv – sie ziehen den Blick magisch an.
• Vordergrund dunkler – Hintergrund heller – das gibt Tiefe.
• Mittelgrund als Brücke – vermittelt zwischen beiden Extremen. Kann aber gerade  dadurch die Hauptrolle spielen.
• Nicht alles darf gleich dramatisch sein.

Vordergrund, Motiv und Hintergrund, deutlich erkennbar muss es sein!

Es gibt einige sehr hilfreiche gestalterische Prinzipien, mit denen du gezielt Lichtverhältnisse, Tonwerte und Bildtiefe organisieren kannst:

1. Dreiteilung in Vordergrund – Mittelgrund – Hintergrund – das Licht ist der Schlüssel

Diese Staffelung sorgt nicht nur für Tiefe, sondern auch für Spannung. Du kannst sie gezielt mit Licht, Tonwert und Detailgrad gestalten:
• Vordergrund: Dunkel, aber nicht zu aufregend
• Mittelgrund: Mittlere Tonwerte, leuchtende Farben und starke Kontraste.
• Hintergrund: Helle, weiche Töne, kaum Details – schafft Atmosphäre und Raum.

Aquarell Cannobio, wie man seine bilder durch Licht verbessert.

Ein klassisches Beispiel: In diesem Bild (Cannobio am Largo Maggiore) sind die alten Häuser das Thema. Sie haben am meisten Farbe und Kontraste, hier findet sich Weiß, Schwarz und Farbe!

Das weisse Fenster ist der Aufhänger des Bildes

Der Hintergrund, luftig und weich bring Entfernung ins Bild. Der Vordergrund dunkel führt ins Bild und stärkt die Farbe des Hauptmotivs.
Allerdings gibt es noch anderer Gestaltungsprinzipien.

2. Hell auf Dunkel / Dunkel auf Hell

Ein starkes Hell-Dunkel-Spiel im Hauptmotiv lenkt den Blick zuverlässig. Setze dein Motiv in Kontrast zur Umgebung:
• Eine helle Hauswand vor einem dunklen Wald.
• Ein heller Himmel hinter einem dunklen Turm.
In diesem Bild grenzt der schwarze Giebel an den weißen Himmel.
Das erzeugt Fokus – wie ein Bühnenlicht.

3. Weniger Kontrast und Licht = weniger Aufmerksamkeit

Willst du, dass ein Bereich im Bild in den Hintergrund tritt, dann reduziere die Tonwertunterschiede. Bereiche mit weichen Übergängen und ähnlichen Helligkeiten wirken automatisch ruhiger.
Beispiel: Schaue dir das linke Haus an. Es gehört nicht mehr zum Hauptmotiv, es wurde bewusst ohne aufregende Farben und Kontraste gemalt.

Der Hauptdarsteller braucht die Bühne

Die wichtigsten Kontraste gehören dorthin, wo der Betrachter hinschauen soll: ins Hauptmotiv.

Helle Lichter neben dunklen Schatten erzeugen Spannung und machen ein Motiv plastisch.

Wenn du aber überall im Bild starke Hell-Dunkel-Gegensätze verteilst, verliert das Auge die Orientierung – das ist wie ein Theaterstück mit zehn Hauptrollen.

Faustregel für die Augensteuerung durch Licht:

Die größten Tonwertunterschiede gehören ins Zentrum der Handlung.
Das Licht gibt dem Motiv seine Bedeutung. Das sieht man auch hier, das weiße Fenster zieht das Auge magisch an.

Warum der Vordergrund oft dunkler sein darf

Es mag zunächst widersinnig klingen – aber ein dunkler Vordergrund oder dunkle Seiten des Bildes können dein Bild leichter und leuchtender machen. Warum?

1. Rahmung des Motivs: Ein dunkler Vordergrund oder dunkle Bildecken wirken wie eine Vignette – sie rahmen das Bild und lenken den Blick in die Mitte.

2. Luftperspektive: In der Natur wirkt der Hintergrund oft heller, weil Luft und Dunst Licht streuen. Ein dunkler Vordergrund schafft also Tiefe und Atmosphäre.

3. Lichtwirkung steigern: Wenn du den Vordergrund oder die Seiten des Bildes absichtlich etwas abdunkelst, wirken helle Bildteile noch strahlender – das ist optische sexy.
Natürlich sollte der Vordergrund nicht immer dunkel sein – aber wenn du ihn sparsam einsetzt, kann er das Licht im Bild regelrecht zum Leuchten bringen.

Fazit: Licht führt – du entscheidest, wohin

Licht und Tonwert sind die Regisseure deines Bildes. Wenn du sie klug einsetzt, entsteht wie von selbst Ordnung, Tiefe und Atmosphäre. Besonders im Aquarell, wo du mit transparenten Farbschichten arbeitest, ist die Tonwertplanung Gold wert.

Denk beim nächsten Mal daran: Nicht das Motiv allein entscheidet, ob dein Bild wirkt – sondern wie du es ins Licht rückst.

Gib dem Auge eine Bühne, einen Fokus, einen Ruhepunkt, weil der Betrachter dann hinschaut.
Auf meinem Blog Herz-der-Kunst.ch findest du jede Woche neue Tipps rund ums Malen, deshalb vergiss bitte nicht ab und zu eine kleine Spende da zu lassen. Denn solche Angebote brauchen ein Budget, denn nur so können wir interessante Artikel auf die Beine stellen.

Viel Spaß beim Malen – und beim Spielen mit Licht!

Liebe Grüße Tine

 

CHF

 

Weiterlesen zum Thema:

https://blog.herz-der-kunst.ch/top-oder-flop-tonwerte-entscheiden-ob-ein-bild-wunderbar-wird/

https://blog.herz-der-kunst.ch/licht-ist-meine-lieblingsfarbe/

Licht ist meine Lieblingsfarbe!

 

Die Pinseluhr – der Weg ins freie Aquarell

Die Pinseluhr – lerne das perfekte Timing beim Aquarell

 

Für Joseph Zbukvic – in tiefer Dankbarkeit für das Geschenk der Pinselkontrolle – was bei mir zum heiteren und überschwänglichen Malen führt!

Was nun kommt, ist nicht auf meinem Mist gewachsen, ich habe davon das erste Mal in einem Buch von Joseph Zbukvic gelesen – und bin danach in eine Krise gestürzt, denn beim Malen war nichts mehr so wie am Tag zuvor!

Eine Krise, die sich gelohnt hat – auch wenn ich geflucht habe wie ein Hafenarbeiter … Und dieses Geschenk möchte ich nun euch machen hahaha … XD

Doch hast du dich mal gefragt, warum es bei einigen Menschen so locker-leicht von der Hand geht?

Und warum deine eigenen Aquarelle oft nicht so locker-leicht oder strahlend daherkommen, wie du es möchtest?

Genau dann möchte ich dir dieses mächtige Werkzeug ans Herz legen: die Pinseluhr.

Nein, hier geht es nicht ums Zeitstoppen – sondern darum, dass du mit einem Blick auf dein Papier und deinen Pinsel ganz genau einschätzen kannst, wie du deine Farbe anrührst und wann du sie aufs Papier bringst.

Und das hat tatsächlich viel mit  der Konsistenz Tee, Kaffee, Sahne und Butter zu tun – und mit der Frage: Wie feucht ist mein Papier gerade?

Joseph Zubukvic hat diese Konsistenzen so benannt, weil dies dir hilft, die Konsistenz von Farbe, also ihren Wassergehalt zu begreifen.

Was ist die Pinseluhr?

 

Die Pinseluhr ist eine wunderbare Vorstellungshilfe,

die dir hilft, zwei entscheidende Dinge immer im Blick zu haben:

  • die Konsistenz deiner Farbe

  • den Feuchtigkeitszustand deines Papiers

Stell dir eine Uhr vor, die zwei Zeiger hat.

Der eine Zeiger zeigt die Farbe an – von ganz dünn (Tee) bis dick (Butter). Der andere Zeiger zeigt an, wie nass dein Papier ist: vom triefend nassen Blatt bis hin zum knochentrocken getrockneten Papier.

Damit bekommst du zuerst einmal die Beobachtung hin: Was passiert, wenn …?

Und daraus resultiert später das absolut perfekte Zusammenspiel von Papier und Farbe – und genau darum geht’s beim Aquarell. Hier treffen Wasser, Pigment und Papier in einem Tangotänzchen aufeinander – mal sind die Effekte unkontrollierbar, weich oder spielerisch, ein andermal hart und brutal.

Je nachdem, was mehr Wasser hat – Pinsel oder Papier – entstehen vollkommen unterschiedliche Effekte.

Und das führt dazu, dass das Aquarell am Anfang enorm schwer zu verstehen ist und verwirrend wirkt. Doch dass das Aquarell unverzeihlich und unkontrollierbar ist, stimmt absolut nicht.

Die Pinseluhr gibt dir die Möglichkeit, das Tänzchen zwischen Pinsel und Farbe zu hinterfragen und zu verstehen!

Und damit verwandelst du dich vom Opfer am Pinsel zum Dirigenten!

Die Pinseluhr – das Grundprinzip:

Die Konsistenz der Farbe – der erste Zeiger der Pinseluhr:

Tee (12 Uhr): Ganz dünn, fast durchsichtig. Ideal für erste Lasuren, große Himmel, leichte Schatten. Zarte Lichter im Wasser.

Tine Klein Aquarell Basel - die Pinseluhr

Kaffee (3 Uhr): Flüssiger und kräftiger, schön für satte erste Farbschichten. Zum Beispiel das Grau in den Wolken, oder der obere Teil des Himmels.

Tine Klein Aquarell Cap Frehel , Tutorial Pinseluhr

Sahne (6 Uhr): Deutlich deckender, cremig. Nutzt du für Akzente oder um bestimmte Bereiche hervorzuheben. Satte finale Farbschichten, oder wenn man in feuchter Farbe malt. Die Dunkelheiten im Bild.

Die Pinseluhr Aquarell basel Tine Klein

Butter (9 Uhr): Sehr dick, fast pastos. Für kleine dunkle Effekte oder für deckende Highlights. Oder wenn man in sehr feuchter Farbe malt. Oder den trockenen Strich -> sieht man hier:

Der trockene Strich, Pinseluhr Aquarell basel, Kaserne

Der Feuchtigkeitszustand des Papiers der zweite Zeiger der Pinseluhr:

Triefnass (12 Uhr): Gerade eben eingeweicht oder frisch befeuchtet. Oder ungewollt XD – die klassische Pfütze.

Feucht (3 Uhr): Das Papier glänzt noch, aber es saugt schon leicht – schöne Verläufe, aber etwas mehr Kontrolle.

Klamm (6 Uhr): Das Papier ist nur noch ganz leicht feucht. Hier kannst du sanft schichten, ohne dass alles verläuft. Sanfte Kanten.

Trocken (9 Uhr): Jetzt ist alles fest – deine Farbe bleibt exakt da, wo du sie hinsetzt. Für Details und harte Kanten.

Warum braucht man dieses Doppelprinzip, wie bei der Uhr?

Viele Fehler beim Aquarell entstehen, weil man nur einen der beiden Faktoren beachtet.

Zum Beispiel: Du hast die perfekte Kaffee-Konsistenz angerührt – aber dein Papier ist noch triefnass. Ergebnis: Die Farbe verläuft viel zu stark und verliert ihre Kraft. Der Effekt ist leicht zu erklären: Hier kippt man eine Flüssigkeit in eine Flüssigkeit. Ich würde schon absolut verdattert gucken, wenn ich mir Milch in den Kaffee kippe und in meiner Tasse malt sich ein perfekter Monet!

Also ist das wichtigste Augenmerk, wieviel Wasser ist im Pinsel und auf dem Papier!

Oder du hast super cremige Sahne-Farbe auf komplett trockenem Papier – das gibt harte, fast zu pastose Flecken. Mich erinnert das an die Babycreme, die ich den Kindern auf den Hintern schmierte – es ergibt sich einfach kein perfektes Malerlebnis XD.

Wenn man logisch darüber nachdenkt, dann erklären sich viele der eigenen Misserfolge im Aquarell von selbst.

Es ist immer das Wasser, dass nicht stimmt!

So wendest du die Pinseluhr an:

Am besten testest du die Konsistenzen der Farbe mit den Feuchtigkeitsgraden des Papiers.

  • Wo steht der Zeiger bei meiner Farb-Konsistenz?
  • Wo steht der Zeiger beim Papierzustand?

Nach und nach wirst du Muster erkennen.

Du möchtest etwas klar und exakt malen?

Dann wirst du bemerken: Ein feuchter Pinsel auf trockenem Papier sorgt für eine scharfe Kante (von Tee bis Sahne).

Du möchtest einen weichen Himmelsverlauf ohne Ansatzspuren?

Der Pinsel muss nass sein, Konsistenz Tee oder Kaffee – das geht auf trockenem Papier oder auf feuchtem Papier.

Du möchtest weiche Übergänge, zum Beispiel in Wolken?

Dann brauchst du feuchtes Papier, hingegen weniger Wasser im Pinsel – Konsistenz Sahne oder Butter.

Mein Tipp für die Praxis:

Male dir zur Übung ein Blatt, das in vier Abschnitte unterteilt ist. Mach auf jedem Abschnitt die gleiche Farbe – aber variiere den Feuchtigkeitszustand des Papiers. Du wirst staunen, wie unterschiedlich die Ergebnisse sind! Schreib daneben, zu welcher „Uhrzeit“ du welche Effekte erzielst. So lernst du, dein Papier, deine Farbe und deinen eigenen Malstil zu verstehen!

Teste alle Möglichkeiten der Pinselfeuchtigkeit für jede Nässe des Papiers durch!

Fazit:

Die Pinseluhr ist ein sehr einfaches System – aber dieses kleine System bringt dich raus aus deiner Komfortzone.

Du wirst damit viel bessere und wunderbare Aquarelle malen.

Je besser du das Zusammenspiel von Farbe und Papier im Blick hast, desto leichter wirst du das Aquarell aufs Blatt zaubern. Diese Art zu malen wird deine zweite Haut werden – es ist wie Fahrradfahren: Am Anfang ist es wirklich sauschwer.

Als Lehrerin bin ich eine Fee, ich gebe dir, was du brauchst! Doch eines kann ich dir sagen: Im Mittelalter hätten sie mich zusammen mit meiner Katze verbrannt!  Du wirst mich für eine Hexe halten, denn der Einstieg in ein wirklich verstandenes Aquarellieren tut weh.

Du wirst dir viele alte und lieb gewonnene Angewohnheiten austreiben müssen,

denn nur so klappt’s! Glaub mir, die Mühe ist es wert, und nach und nach wirst du es schaffen. Wenn andere dich malen sehen, werden sie es für Magie halten!

Viel Freude beim Experimentieren!

Liebe Grüße
Tine

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So gelingt so Aquarellsketching mit Präzision und Leichtigkeit – Atelier Herz der Kunst

https://blog.herz-der-kunst.ch/so-gelingt-so-aquarellsketching-mit-praezision-und-leichtigkeit/

So gelingt so Aquarellsketching mit Präzision und Leichtigkeit

Aquarellsketching – Leichtigkeit ist so befriedigend!

 

Aquarellsketching oder Watercolor Sketching ist für mich die schönste Form, Farbe aufs Papier zu bringen. Dieses freie Skizzieren mit Farben macht einfach glücklich:

Man fängt einen Moment ganz ohne Filter ein – ehrlich, direkt und lebendig.

Was viele nicht wissen: Aquarellsketching ist nicht schwer!

Aquarell ist oft viel einfacher (und auch taktischer) als andere Kunstmaterialien.

Wer Aquarellsketching beherrscht, zaubert Stimmungen, Landschaften und Szenen mit echter Leichtigkeit aufs Papier.

Für uns Malende ist das ein tief beglückendes Erlebnis: Kopf aus – und eintauchen in diese stille Welt des Sehens und Fühlens, während die Hände fast von allein malen. Das Ergebnis?

Pure Impression: keine geschönte Version, sondern der echte Moment mit all seinen Emotionen.

Viele glauben, Aquarell sei unkontrollierbar – ein Mythos, der sich hartnäckig hält. Solche Aussagen stammen meist von Leuten, die wenig Erfahrung haben oder sich selbst gern als Meister darstellen. Darum gleich vorweg:

Aquarellsketching ist kein Hexenwerk! Es ist absolut erlernbar – du brauchst nur ein bisschen Mut.

Aquarellsketching basiert auf klaren handwerklichen Grundlagen.

Und, ganz wichtig: Menschen sind keine Maschinen! Ich stehe oft vor einem Motiv und weiß erstmal gar nicht, wie ich anfangen soll.

Im Kopf ist Chaos, die Meinung zum Bild fehlt noch – Unsicherheit macht sich breit. So malt man keine guten Bilder!

Eine sehr unangenehme Situation, die alle Kunstakademien der Welt nur zu gut kennen. Ihre Antwort darauf:

Kopf aus, einfach machen!

Deshalb startet man beim Aktzeichnen immer mit schnellen Ein-Minuten-Skizzen. Diese kleinen Übungen helfen, den Kopf zu entspannen, sodass die eigenen Fähigkeiten wieder zugänglich werden.

Was beim Aktzeichnen klappt, funktioniert auch für uns Aquarellsketcher:

Kleine, schnelle Vorzeichnungen helfen, locker zu werden und das Beste aus sich herauszuholen. Und ganz oft entstehen dabei die schönsten Bilder, weil man mit Freude und ohne Druck arbeitet.

Doch ganz ohne Tecnick geht es nicht!

Technische Herausforderungen beim Aquarellsketching

Natürlich macht Aquarell nur dann Freude, wenn man es beherrscht. Ein entscheidender Faktor dabei ist die Wasserkontrolle im Pinsel. Heute erkläre ich nicht das ganze System (das kommt nächste Woche!), sondern konzentriere mich auf die häufigsten Fehler, die das Aquarellsketching erschweren.

Ein großes Thema: der Wassertankpinsel

Viele Skizzenfreunde nutzen Wassertankpinsel, weil sie praktisch wirken. Das Wasser läuft hier aus einem integrierten Tank direkt in den Pinsel.

Klingt super – ist es aber oft nicht.

Denn damit gibst du die Kontrolle über den Wasserfluss ab. Das macht 50–70 % aller Aquarelltechniken unnötig kompliziert. Die Folge: Viele brauchen dann einen Stift, um die Tonwerte ins Bild zu bringen und das Motiv zu definieren. Das kann wunderbar aussehen (ich liebe das Skizzieren mit Stift selbst!), aber die Arbeit mit dem Wassertankpinsel führt oft zu Frust. Wer Aquarelltechniken wirklich ausreizen möchte, fährt mit einem normalen Pinsel besser.

Wasserkontrolle – der Weg zum Glück

Hier siehst du eine komplexe Szene aus Basel, meiner Heimatstadt. Gemalt mit einem Aquarellkasten, einem Block und nur einem Pinsel. Ich habe die Farben ständig gewechselt, und trotzdem gibt es keine ungewollten Wasserränder. Klar, es gibt Wasserflecken – aber nur da wo sie gut wirken! Die Schatten verlaufen weich ins Motiv.

Es wirkt alles sehr geplant – ist es aber nicht!

Das Geheimnis dahinter? Wasserkontrolle und Geschwindigkeit.

Die Wassermenge im Pinsel entscheidet über Leichtigkeit, Präzision und Ausdruck.

Sie bestimmt, ob deine Formen gelingen oder hässlichen Wasserflecken entstehen. Die Geschwindigkeit erzeugt den Eindruck von Leichtigkeit.

Wann ist Wasserkontrolle besonders wichtig?

  1. Lasuren: Hier muss der Pinsel tropfnass sein, damit die Farbschichten ansatzfrei bleiben.
  2. Schichtmalerei: Der Pinsel sollte gut feucht, aber nicht tropfend sein. Zu viel Wasser schwemmt die darunterliegende Schicht an, während ein leicht feuchter Pinsel Wunder wirken kann – zum Beispiel, wenn du verschiedene Bildteile sanft verbinden möchtest.
  3. Nass-in-Nass-Technik: Auf feuchtem Papier entscheidet die Wassermenge über das Ergebnis. Willst du kontrolliert malen? Dann muss der Pinsel eher trocken sein. Für weiche Übergänge brauchst du einen feuchten Pinsel – aber Achtung: feucht, nicht nass, sonst entstehen unkontrollierte Wasserflecken.
  4. Trocken-Techniken: Beim Drybrush ist fast kein Wasser mehr im Pinsel. Diese Technik eignet sich perfekt für Strukturen wie Holz, Haare oder feine Details. Hier heißt es: testen, testen, testen – und der Pinsel muss schnell gezogen werden.

Mein Fazit:

Aquarellsketching macht dann richtig Spaß, wenn du die Wassermenge im Griff hast. Dann kannst du in Sekunden deine Eindrücke aufs Papier bringen, ohne zu zögern oder zu zweifeln. Diese Freiheit ist pures Malglück.

Meine Tipps für dich:

  • Pinsel abstreifen: Nach dem Eintauchen ins Wasser den Pinsel immer leicht am Glasrand oder in einem Tuch abstreifen.
  • Pinsel testen: Vor dem Malen kurz auf einem Testblatt prüfen, ob die Wassermenge passt.
  • Glanz beobachten: Ein stark glänzendes Papier ist noch sehr nass. Je feuchter das Papier, desto trockener muss dein Pinsel sein.
  • Nicht auswaschen, nur nachladen: In einer Farbfläche solltest du den Pinsel nicht ständig auswaschen. Lade ihn lieber immer wieder mit Farbe nach – der Wasserbehälter bleibt tabu!

Liebe Grüße ins Wochenende – ich hoffe, du hast etwas Neues mitgenommen und fühlst dich inspiriert, weiter in die Welt des Aquarellsketching einzutauchen!

Diese Artikel entstehen mit Leidenschaft – aber ohne große Fördermittel. Wenn du Freude daran hast, lass mir bitte eine Spende da. Große Kultur bekommt viel Geld, kleine unabhängige Projekte wie dieses leben von Menschen wie dir. Danke fürs Dabeisein und Unterstützen!

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Hier kannst auch über das Aquarellsketching lesen, diesmal siehst du Beispiele mit Stift:

Farbe und Stift – Urban Sketching mit Aquarell – Atelier Herz der Kunst

https://blog.herz-der-kunst.ch/farbe-und-stift-urban-sketching/

Die Dot Card: Farben testen, Geld sparen & besser malen

Aquarell-Dot Cards: tolle Farben entdecken, Geld sparen und besser malen

TIne Klein Aquarell Bologna watercolor Tutorial Dotcard

Bologna Laubengänge von Tine Klein

Jemanden, der so farbsüchtig ist wie ein Junkie auf Entzug zum Farben kaufen zu schicken, ist eine riskante Sache.

Jedes Mal verliere ich den letzten Rest meiner Würde und stehe zitternd vor Begeisterung vor dem Farbregal.

Dann schleppe ich meine Tüte mit Farben nach Hause wie ein kleiner Hund, der an einem viel zu großen Knochen zerrt.

Das ist – leider – gar nicht gut für mich. Denn wer gerne aquarelliert, steht früher oder später vor der großen Frage:

Welche Farben passen zu mir? Gerade bei hochwertigen Künstlerfarben kann diese Entscheidung schnell teuer werden.

Genau hier kommen Aquarell-Dot Cards ins Spiel – kleine Farbproben, die überraschend viel bewirken.

Natürlich wirst du auch damit Farben entdecken, die du plötzlich unbedingt brauchst.

Aber die Karten sind weit mehr als ein weiterer Suchtstoff für Farbverliebte.

Die seriösen Farbfirmen haben sie, weil Sie dir helfen, dich besser in der Welt der Farben zurechtzufinden. Du lernst genauer hinzusehen, klüger zu wählen – und du malst besser, weil du gezielter arbeiten kannst.

Du bist dann nicht wie Kapitän Ahab, der verrückt jeder Farbe nachjagt, die ihm erscheint wie sein weißer Wal.

Was sind Dot Cards?

Dot Cards sind Karten oder Bögen, auf denen winzige Tupfer echter Aquarellfarbe aufgetragen sind – keine Druckfarben, sondern das Original. So sehen sie aus, wenn man sie neu kauft:

Dot card Warum sie für Maler so wichtig sind

Mit einem feuchten Pinsel kannst du die Farbe aktivieren und ausprobieren. Du siehst also direkt, wie sie sich auf Papier verhält: Leuchtet sie? Granuliert sie? Lässt sie sich gut mischen?

Oft stellen Hersteller Dot Cards als Proben zur Verfügung – manchmal mit dem kompletten Sortiment, manchmal mit ausgewählten Farbreihen. Das ist besonders hilfreich, wenn du Farben für bestimmte Themen oder Stimmungen suchst.

Die Dot Card von Künstlern hilft Dir tolle Farbstimmungen zu finden. Oft mache ich mir Notizen um einen bestimmten Farbklang nicht zu vergessen!

Die Dot Card von Künstlern hilft Farbstimmungen zu erkunden.

Die Vorteile der Dot Card

  1. Farben ausprobieren ohne große Kosten

Gute Aquarellfarben sind eine Investition. Eine einzelne Tube oder ein Napf kostet je nach Hersteller schnell zwischen 5 und 25 Franken oder Euro. Ich habe eine Malkursserie zum Thema Himmel gegeben und suchte dafür spezielle Blautöne. Doch Blautöne sind trügerisch – auch wenn sie schön sind, können sie Eigenschaften haben, die sich nicht für Himmel eignen. Wenn die Farbe stark granuliert, wird der Himmel niemals leuchtend klar! Dot Cards haben mir geholfen, genau die richtigen Töne zu finden.

Ohne Fehlkäufe. Ohne Frust.

  1. Echte Farbe statt Druckbild

Gedruckte Farbkarten zeigen oft nicht, wie eine Farbe wirklich aussieht.

Dot Cards liefern dagegen das echte Malgefühl: Du spürst, wie sich die Farbe verhält. Du erkennst, wie stark sie pigmentiert ist. Du siehst, wie sie sich die Lasuren mit deinen Farben verbinden.

Und – ganz wichtig – du kannst sie mit deinen Lieblingsfarben mischen und prüfen, ob sie wirklich zu deinem Stil passen.

Live zu testen ist durch nichts zu ersetzen.

Manche Farben sehen auf Papier unspektakulär aus, entwickeln aber beim Mischen ungeahnte Qualitäten.

Auf einer Dot Card kannst du Eigenheiten nachlesen und so Fehler in deiner Farbauswahl beheben.

Ich habe eine Lieblingsfarbe: Opernrosa. Doch diese Farbe taugt nur im Skizzenbuch, denn sie ist nicht lichtecht. Das heißt, hängt mein Bild an der Wand, verblasst sie. Mit der Dot Card habe ich eine lichtechte Alternative gefunden, die gut zu meinen Farben passt und den gleichen Effekt erzeugt.

  1. Entdeckung neuer Lieblingsfarben

Bestimmte Farben sind auf den ersten Blick sehr unsexy. Dot Cards laden zum Experimentieren ein. Sie öffnen den Blick für Farben, die du sonst nie gekauft hättest – und diese Farben entwickeln ungeahnte Kräfte für Dich!

So gibt es bei Daniel Smith ein Grau, das transparent ist. Grau kaufe ich normalerweise niemals. Doch dieses Grau zaubert Schatten, durch die die Hauswände hindurch leuchten!

Viele meiner heutigen Lieblingsfarben hätte ich ohne Dot Cards nie entdeckt.

Dot card das hilft Farben zu entdecken!

Farbinformationen genau lesen!

Beim Arbeiten mit der Dot Card lohnt es sich, die kleinen Texte auf der Karte genau anzusehen. Meist findest du dort wertvolle Hinweise zu den Eigenschaften der Farben, die dir helfen, gezielt auszuwählen:

  • Pigmentanzahl: Farben mit nur einem Pigment (Single Pigment Colors) lassen sich meist klarer und leuchtender mischen.
  • Transparenz: Transparente Farben sind ideal für Lasuren und Schichttechniken, weil sie Licht durchlassen und so lebendige Tiefen erzeugen.
  • Lichtbeständigkeit: Achte auf hohe Werte – sonst verblassen deine Werke mit der Zeit.
  • Granulation: Manche Farben zeigen ein starkes Körnchenmuster auf dem Papier. Das kann gewollt sein oder eher stören, je nachdem, was du erreichen möchtest.

Wer die Angaben sorgfältig liest, spart sich später viel Ärger und findet Farben, die wirklich zum eigenen Malstil passen.

5. Dot Cards verschiedener Hersteller vergleichen

Richtig spannend wird es beim Vergleich: Ein Farbton wie Indigo kann bei Hersteller A ein dumpfes, deckendes Dunkel sein – bei Hersteller B dagegen ein transparentes, leuchtendes Blau, das perfekt abdunkelt, ohne zu verschmutzen.

So findest du heraus, welche Farben zu deinem Stil passen. Der direkte Vergleich beim Mischen zeigt schnell, welche der Farben sich am besten in deine Lieblingsfarben einfügen.

Dies hilft dir, eine Palette aufzubauen, die wirklich zu dir passt.

Fazit: Lohnt sich eine Dot Card?

Unbedingt!

Wer ernsthaft aquarelliert – oder einfach gezielter Farben kaufen will – spart mit Dot Cards nicht nur Geld, sondern lernt auch sehr viel.

Dot Cards zeigen dir die inneren Werte einer Farbe. Und das ist wichtig – denn Farben sind wie Menschen.

Schön allein reicht selten. Es kommt auf den Charakter an. Wir alle haben unsere Fähigkeiten und Macken … Die Macken müssen nur zusammenpassen. 😊

Liebe Grüße
Tine

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weiterlesen bei Tine:

Blau machen…Farbpsychologie

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